Bogendach trifft Kunst

13.07.2020zur Übersicht

Ein Interview mit Jakob Dunkl, Inhaber der querkraft architekten, ĂŒber den Einsatz des Bogendaches als stilgebendes Element des denkmalgeschĂŒtzten Museums Liaunig

Regen prasselt sanft auf das kunstvoll gebogene Dach des Museums Liaunig in KĂ€rnten. Das Licht verdunkelt sich und strömt mit abgeschwĂ€chter Kraft durch die Lichtschalen der Dachkonstruktion. In den AusstellungsrĂ€umen des privaten Kunstmuseums herrscht nun eine fast magische Stimmung: „Es macht Freude, die Wetterstimmungen im Inneren des Museums durch die Lichtschalen des Bogendaches beobachten zu können. Dunkle Gewitterwolken sind förmlich spĂŒrbar und es ist durchaus lustvoll, den Tropfentanz des Regens auf dem Dach wahrnehmen zu können,“ beschreibt Jakob Dunkl, Inhaber der querkraft Architekten das Ambiente in der Museumsgalerie wĂ€hrend eines Gewitters. Im GesprĂ€ch mit der Redaktion des Peneder Blogs erzĂ€hlt der Architekt des Museums aber nicht nur von den atmosphĂ€rischen VorzĂŒgen der Dachkonstruktion, auch die raffinierte Einfachheit und sein einzigartiger Charakter sind Gegenstand des Interviews.

Das Museum mit dem Bogendach

Das im Jahr 2008 eröffnete Kunstmuseum Liaunig ist neben der Sammlung Essl in Klosterneuburg das zweite österreichische Privatmuseum fĂŒr zeitgenössische Kunst und umfasst eine NutzflĂ€che von rund 7.650 mÂČ. Das GebĂ€ude der Privatsammlung des Industriellen und Kunstsammlers Herbert W. Liaunig wurde vom Wiener Architektenteam querkraft konzipiert. GeprĂ€gt ist das Objekt von Sichtbeton und Stahl. Ein bauliches Element, nĂ€mlich die „Verkleidung“ der röhrenartigen Museumshalle, wurde mit Dachschalen des Peneder Bogendaches realisiert. Die Schalen umranden den rechteckigen Betonbau an allen vier sichtbaren Seiten, lediglich die Terrasse ist ausgespart. Damit verleihen sie dem Museum einen unverwechselbaren Charakter – die Elemente sind gleichermassen stilgebend und identitĂ€tsstiftend.

Poetischer Pragmatismus

Die Quelle der Inspiration zum Einsatz des Bogendaches als stilbetonende Komponente fand Architekt Jakob Dunkl in seinem Zugang zum, wie einst ein Journalist sagte, "poetischen Pragmatismus". „Das Bogendach ist extrem funktional und auch das Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis der schönen Schalen passte. Im Wettbewerbsprojekt war ein unfinanzierbares Sheddach vorgesehen. Wir waren völlig verzweifelt bis wir die Peneder Bogendach Schalen gefunden haben. Was uns besonders gut gefiel, war die Idee, im Bereich der Auskragung die Elemente rundherum fliessen zu lassen, wo das Objekt noch wĂ€rmegedĂ€mmt ist – also keine offene Terrasse bildet. NatĂŒrlich wĂ€re hier auch ein VollwĂ€rmeschutz möglich gewesen. Aber das wĂ€re nicht so aufregend gewesen“, erzĂ€hlt Jakob Dunkl.

Plakative Einfachheit

Das Museum wirkt trotz seiner aussergewöhnlichen Form reduziert und auf den Aspekt der PrĂ€sentation von Kunst fokussiert.  Es wird von Kritikern als modernes Kunstwerk wahrgenommen und ermöglicht gleichzeitig die darin ausgestellte Kunst unbeeinflusst und ungetrĂŒbt von der Architektur prĂ€sentieren zu können. Im GesprĂ€ch verrĂ€t Jakob Dunkl, wie er ohne viel Aufwand ein spektakulĂ€res Landmark geschaffen hat: „Vom gesamten Volumen des Museums ist nur rund zehn Prozent zu sehen; der Rest ist eingegraben. Umso einprĂ€gsamer musste die Form sein. Die gewellte, doppelt gekrĂŒmmte OberflĂ€che hat viel Charakter. Das war das Geheimnis des Erfolgs.“ Ausschlaggebend fĂŒr den hohen Wiedererkennungsgrad der AussenhĂŒlle war demnach auch die Einfachheit des Bogens: „Wir lieben plakative Einfachheit. Offensichtlich mögen das die Architekturkritiker und Besucher ebenfalls. Und immerhin wurde das GebĂ€ude in Rekordzeit nach nur vier Jahren unter Denkmalschutz gestellt“, so Architekt Jakob Dunkl stolz.

Infobox:

Das im Jahr 2008 eröffnete Museum Liaunig umfasst einschliesslich des Foyers, des Werkstattbereichs und der RĂ€ume fĂŒr Infrastruktur eine NutzflĂ€che von rund 7.650 mÂČ. Das in SĂŒdkĂ€rnten gelegene Objekt beherbergt Sammlungen Zeitgenössischer Kunst, EuropĂ€isches Silber, Briefmarken, Afrikanisches Gold sowie Glasperlenkunst, GlĂ€ser und Portraitminiaturen. Im Aussenbereich lĂ€dt ein gross angelegter Skulpturenpark zum Verweilen ein. Lediglich der Galerietrakt liegt ĂŒber der OberflĂ€che und ist von aussen sichtbar; der Rest der MuseumsflĂ€che befindet sich unter der Erde. Das Kunstmuseum steht seit 2012 als jĂŒngstes GebĂ€ude Österreichs unter Denkmalschutz.

www.museumliaunig.at

www.querkraft.at