Das Wiener Architekturbüro querkraft hat kürzlich am Architekturwettbewerb zur Interimsspielstätte der Staatstheater Stuttgart teilgenommen. 20 Beiträge langten bei diesem europaweiten Wettbewerb ein. Der von querkraft architekten eingereichte Entwurf mit Peneder Bogendach als Dachlösung wurde erfreulicherweise mit einer Anerkennung gewürdigt. Wir haben den Projektleiter Dominik Bertl zum Interview gebeten und mit ihm über die architektonischen Besonderheiten des Entwurfs gesprochen.
Wie lauteten die Anforderungen des Auftraggebers?
In den kommenden Jahren werden die Württembergischen Staatstheater Stuttgart saniert und erweitert. Aufgrund der voraussichtlich langen Bauzeit von acht bis zehn Jahren ist ein Interimsstandort notwendig, der einen vergleichbaren Repertoire-Betrieb für Oper und Ballett auf höchstem Niveau ermöglicht. Die wesentlichen Baukörper der Ausweichspielstätte sollen nach Beendigung der Nutzungsphase mit wenigen Umbauten in eine hybride Nutzung für Gewerbe, Kreativwirtschaft und Kunst- und Kulturschaffende überführt werden.
Wie gingen Sie mit Ihrem Entwurf auf diese Anforderungen ein?
Im Sinne der temporären Nutzung haben wir das Gebäude als „Plug-in Theater“ in modularer Elementbauweise konzipiert. Die rückbaubare Spielstätte zeichnet sich demnach durch einen hohen Vorfertigungsgrad und unkomplizierte Montage aus. Die einfache Trennbarkeit der einzelnen Schichten (Tragwerk, Bekleidung und Hülle) war hier unser Fokus. Die vorgefertigten Peneder Bogenelemente, die sich durch Leichtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Wiederverwendbarkeit auszeichnen, sind für diesen Entwurf optimal geeignet.
Welche architektonischen Besonderheiten sehen Sie im Entwurf?
Mit seiner schlichten und zugleich ikonischen Form unterstreicht der von uns entworfene Pavillon den Wunsch nach einem kulturellen Wahrzeichen und einer auffälligen Präsenz. Die Konstruktion und Ästhetik des Kulturbaus verdeutlichen den temporären, werkstatthaften Charakter. Wir konzipierten das Gebäude als Forum, welches ein integraler Bestandteil des öffentlichen Raumes und Begegnungszone für unterschiedliche Nutzergruppen ist. Es belebt den Wagenhallenplatz und öffnet sich mit einladender Geste zum Quartier. Um dies zu betonen, haben wir in unseren Entwurf einen „Kulturbalkon“ zum Aussenraum vorgesehen. Darunter verstehen wir ein sich vertikal entwickelndes Foyer, welches in den Zuschauersaal und den prägnanten Dachraum überleitet. Mit den öffenbaren oberen Toren entsteht eine multifunktionale Plattform, die flexibel nutzbar ist für kleinere Veranstaltungen sowie als attraktiver Pausenbereich zwischen den Vorstellungen.
Welche Rolle spielt der Bogen im Entwurf?
Die schalendachförmigen Peneder Bogenelemente verleihen dem Gebäude eine prägnante Dachform, welche im Kontrast zu den ruhigen, grünen hybriden Bausteinen im Hintergrund steht. Wir fanden diese Form sehr spannend, da sie bei den Betrachtern verschiedenste Assoziationen an Gewächshäuser, Scheunen, Speicher, Hangars, Kirchen, Schiffe oder Kraftwerke erweckt. Zugleich erzeugen die Dachschalen einen werkstatthaften Charakter. Die freitragenden, selbstaussteifenden Bogendachelemente zeichnen sich durch die einfache Montage (Aufbau/Abbau), Wirtschaftlichkeit, Materialersparnis, Leichtigkeit und eine gute Wiederverwendbarkeit aus. So ist auch die eingangs erwähnte Rückbaubarkeit des Interimstheaters gegeben.
Weiterführende Links:
querkraft architekten
Kunstprojekt von querkraft architekten mit Peneder Bogendach