Ein Interview mit Jakob Dunkl, Inhaber der querkraft architekten, über den Einsatz des Bogendaches als stilgebendes Element des denkmalgeschützten Museums Liaunig
Regen prasselt sanft auf das kunstvoll gebogene Dach des Museums Liaunig in Kärnten. Das Licht verdunkelt sich und strömt mit abgeschwächter Kraft durch die Lichtschalen der Dachkonstruktion. In den Ausstellungsräumen des privaten Kunstmuseums herrscht nun eine fast magische Stimmung: „Es macht Freude, die Wetterstimmungen im Inneren des Museums durch die Lichtschalen des Bogendaches beobachten zu können. Dunkle Gewitterwolken sind förmlich spürbar und es ist durchaus lustvoll, den Tropfentanz des Regens auf dem Dach wahrnehmen zu können,“ beschreibt Jakob Dunkl, Inhaber der querkraft Architekten das Ambiente in der Museumsgalerie während eines Gewitters. Im Gespräch mit der Redaktion des Peneder Blogs erzählt der Architekt des Museums aber nicht nur von den atmosphärischen Vorzügen der Dachkonstruktion, auch die raffinierte Einfachheit und sein einzigartiger Charakter sind Gegenstand des Interviews.
Das Museum mit dem Bogendach
Das im Jahr 2008 eröffnete Kunstmuseum Liaunig ist neben der Sammlung Essl in Klosterneuburg das zweite österreichische Privatmuseum für zeitgenössische Kunst und umfasst eine Nutzfläche von rund 7.650 m². Das Gebäude der Privatsammlung des Industriellen und Kunstsammlers Herbert W. Liaunig wurde vom Wiener Architektenteam querkraft konzipiert. Geprägt ist das Objekt von Sichtbeton und Stahl. Ein bauliches Element, nämlich die „Verkleidung“ der röhrenartigen Museumshalle, wurde mit Dachschalen des Peneder Bogendaches realisiert. Die Schalen umranden den rechteckigen Betonbau an allen vier sichtbaren Seiten, lediglich die Terrasse ist ausgespart. Damit verleihen sie dem Museum einen unverwechselbaren Charakter – die Elemente sind gleichermaßen stilgebend und identitätsstiftend.
Poetischer Pragmatismus
Die Quelle der Inspiration zum Einsatz des Bogendaches als stilbetonende Komponente fand Architekt Jakob Dunkl in seinem Zugang zum, wie einst ein Journalist sagte, "poetischen Pragmatismus". „Das Bogendach ist extrem funktional und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis der schönen Schalen passte. Im Wettbewerbsprojekt war ein unfinanzierbares Sheddach vorgesehen. Wir waren völlig verzweifelt bis wir die Peneder Bogendach Schalen gefunden haben. Was uns besonders gut gefiel, war die Idee, im Bereich der Auskragung die Elemente rundherum fließen zu lassen, wo das Objekt noch wärmegedämmt ist – also keine offene Terrasse bildet. Natürlich wäre hier auch ein Vollwärmeschutz möglich gewesen. Aber das wäre nicht so aufregend gewesen“, erzählt Jakob Dunkl.
Plakative Einfachheit
Das Museum wirkt trotz seiner außergewöhnlichen Form reduziert und auf den Aspekt der Präsentation von Kunst fokussiert. Es wird von Kritikern als modernes Kunstwerk wahrgenommen und ermöglicht gleichzeitig die darin ausgestellte Kunst unbeeinflusst und ungetrübt von der Architektur präsentieren zu können. Im Gespräch verrät Jakob Dunkl, wie er ohne viel Aufwand ein spektakuläres Landmark geschaffen hat: „Vom gesamten Volumen des Museums ist nur rund zehn Prozent zu sehen; der Rest ist eingegraben. Umso einprägsamer musste die Form sein. Die gewellte, doppelt gekrümmte Oberfläche hat viel Charakter. Das war das Geheimnis des Erfolgs.“ Ausschlaggebend für den hohen Wiedererkennungsgrad der Außenhülle war demnach auch die Einfachheit des Bogens: „Wir lieben plakative Einfachheit. Offensichtlich mögen das die Architekturkritiker und Besucher ebenfalls. Und immerhin wurde das Gebäude in Rekordzeit nach nur vier Jahren unter Denkmalschutz gestellt“, so Architekt Jakob Dunkl stolz.
Infobox:
Das im Jahr 2008 eröffnete Museum Liaunig umfasst einschließlich des Foyers, des Werkstattbereichs und der Räume für Infrastruktur eine Nutzfläche von rund 7.650 m². Das in Südkärnten gelegene Objekt beherbergt Sammlungen Zeitgenössischer Kunst, Europäisches Silber, Briefmarken, Afrikanisches Gold sowie Glasperlenkunst, Gläser und Portraitminiaturen. Im Außenbereich lädt ein groß angelegter Skulpturenpark zum Verweilen ein. Lediglich der Galerietrakt liegt über der Oberfläche und ist von außen sichtbar; der Rest der Museumsfläche befindet sich unter der Erde. Das Kunstmuseum steht seit 2012 als jüngstes Gebäude Österreichs unter Denkmalschutz.