Ein Interview mit DI Michael Schröckenfuchs, Architekt der Schutzbauten zur Oberösterreichischen Landesausstellung 2018
Bis heute sind die Spuren des römischen Weltreiches in Form von Ausgrabungen und archäologischen Funden in ganz Österreich zu finden. Im Jahr 2018 widmete sich die Oberösterreichische Landesausstellung unter dem Motto „Die Rückkehr der Legion“ dem Leben der alten Römer vor über 1800 Jahren. Schauplatz der Ausstellung waren die Orte Schlögen, Enns und Oberranna im Oberen Donautal. Vor Wind und Wetter werden die wertvollen Ausgrabungen seitdem von eindrucksvollen Bauten geschützt. „Die Schutzbauten bezeichneten wir schon bei der Errichtung als wahre Schatztruhen – dabei erinnert nicht nur das gebogene Dach an die äußere Form einer Truhe, vielmehr ist es der wertvolle Inhalt aller drei Objekte, der ihnen diese Bezeichnung einbrachte,“ so DI Michael Schröckenfuchs, Architekt der Bauten. Im Interview erzählt er außerdem über die schwierigen Bedingungen in der Planung und Umsetzung der Bauwerke sowie über die hohen Anforderungen an die leichten Peneder Bogendachschalen.
Römische Ausgrabungen in OÖ
Über 500 Jahre prägten die Römer die Landschaft Europas – auch in den entlegensten Ecken des früheren „Imperium Romanum“ sind archäologische Zeitzeugen römischer Kultur zu finden. Indizien für die reiche Kulturgeschichte der Römer in Oberösterreich sind u.a. die Ruinen des römischen Badehauses in Schlögen, das sich umgeben von einem Kastell direkt an der sogenannten Limesstraße befand. Heute werden die gut erhaltenen Ausgrabungen durch einen Aufbau geschützt, der schwierige Bedingungen für den Architekten mit sich brachte.
Ungewissheit in der Planung
„Bereits in der Konzeptphase war klar, dass enorm viel Flexibilität in der Baurealisierung von uns gefragt war. Das Ausmaß der Ausgrabungen in Schlögen war in der Planung noch nicht absehbar und somit musste ich ein System zum Einsatz bringen, das ausreichend Spielraum hinsichtlich der Dimensionen des Objektes bot. Das Peneder Bogendach stellte sich als das ideale Produkt heraus, da es eine Überspannung der Ausgrabungen ohne Träger in hoher Spannweite zugelassen hat – und das auch an den beiden anderen Standorten in Enns und Oberranna“, betont DI Michael Schröckenfuchs die Herausforderungen der Planung der Schutzbauten.
Zusätzlich zur Ungewissheit über die finale Größe der Bauten, kam bei den Objekten noch der Aspekt der unterschiedlichen topographischen Komponenten der Lage am Fluss, der vorbeilaufenden Straßen und der Hanglage in Enns hinzu. „Die vielfältigen landschaftlichen Rahmenbedingungen aller drei Schutzbauten setzten voraus, Elemente einzusetzen, die, bei gleichzeitig hoher Flexibilität in der Anwendung, eine klare Wiedererkennbarkeit liefern. Die Kombination aus rohem Beton, unbehandelter Holzfassade und dem farblich veredelten Bogendach sollen das erfüllen“, erläutert DI Michael Schröckenfuchs.
Wie baut man ein Dach, ohne den Bauplatz zu betreten?
Der größte Aufbau aller drei Schutzbauten umgibt den „Quadriburgus“ in Oberranna, eine römische Befestigungsanlage mit quadratischem Grundriss und an den Ecken angesetzten Rundtürmen. Die Ruinen des Burgus gelten als das am besten erhaltene römische Bauwerk Oberösterreichs. „Bei der Errichtung des Gebäudes waren die sensiblen Arbeiten der Archäologen teilweise noch in vollem Gange – aus konservatorischen Gründen durften wir nur einen sehr kleinen Teil des Bauplatzes außerhalb der Grenzen des Denkmales im Bauablauf betreten. Hier spielte uns der Einsatz der Peneder Dachschalen in die Hände, da diese quasi nur auf das Grundgerüst gehoben werden mussten. Das statische System ermöglichte uns somit eine Fertigstellung, ohne die Ausgrabungen zu stören. Außerdem verkürzte sich die Bauzeit, weil das Bogendach eine rasche Regendichtheit gewährleistet“, so DI Michael Schröckenfuchs über die spezifischen Vorzüge des Bogendaches.
Abgeschaut von den alten Römern
Analog zur römischen Baukunst, die sich besonders durch ihre hohe Effizienz und Charakteristik auszeichnet, ist die schlanke Bogendachkonstruktion mit extremer Spannweite ebenso funktional und stilgebend. Die hermetische Gestaltung ohne Fenster verleiht den Gebäuden in Enns, Oberranna und Schlögen eine eigene, unverwechselbare Identität. Trotz der geschlossenen Form sind die Ausgrabungen gut durchlüftet, das Raumklima nicht zu feucht und die Temperaturen im Winter über dem Gefrierpunkt. DI Michael Schröckenfuchs mag an den Bauten besonders, dass „der Besucher innerhalb der Objekte eine Offenheit und Leichtigkeit erlebt, die von außen nur erahnt werden kann. Hier ist uns gelungen, ein industriell vorgefertigtes Produkt, nämlich die Bogendachschalen, in etwas zu verwandeln, das gleichermaßen funktionelle Aufgaben erfüllt und stilbestimmend für das gesamte Gebäude wirkt.“
Infos in Kürze:
Die Schutzbauten der OÖ Landesausstellung wurden im Jahr 2018 errichtet und bewahren die wertvollen römischen Ausgrabungen seither vor Wind- und Wettereinflüssen. Geplant und realisiert wurden alle drei Objekte von Architekt DI Michael Schröckenfuchs, der die Peneder Bogendachschalen als flexible und langlebige Bedachung für die Überreste dieser römischen Bauten wählte.
- Ruinen des Quadriburgus in Oberranna / Marktgemeinde Engelhartszell: Befestigungsanlage mit quadratischem Grundriss und befestigten Rundtürmen
- „Calcaria“ Ausgrabung eines römischen Kalkbrennofens in Enns: Teil der größten bekannten römischen Kalkbrennofen-Anlage des Imperium Romanum
- „Balneum“ Ausgrabung eines Römischen Bades in Schlögen: Ruinen eines Badehauses inmitten eines Kastells und einer kleinen Siedlung