Nachhaltiger Industrie- & Gewerbebau: Fallbeispiel Dr. Grandel

10.09.2019zur Übersicht

Ob Firmengebäude nachhaltig und umweltverträglich gestaltet sind, ist von vielen Entscheidungen abhängig, die über den gesamten Gebäudelebenszyklus getroffen werden – von der Standortfindung, Projektentwicklung, Planung und Konstruktion bis hin zu Betrieb, Wartung und Sanierung.

Der Neubau der Dr. Grandel GmbH, welchen Peneder 2017/18 geplant und umgesetzt hat, ist ein Vorzeigebeispiel einer nachhaltigen Betriebsstätte.

Ökoverträglicher Standort

Bei der Standortsuche hat man sich bewusst gegen einen Neubau auf der grünen Wiese entschieden. Durch den Abriss eines Altbaus am Firmensitz der Dr. Grandel GmbH in Augsburg konnte eine bereits versiegelte Fläche für die Errichtung des Firmenneubaus genutzt werden.

Durch die Wiederverwendung des vorhandenen Bauplatzes werden sowohl Flächenverbrauch als auch kommunale Erschließungskosten verringert. Ganz im Sinne der innerstädtischen Nachverdichtung wurde das Grundstück zudem höher und dichter bebaut als zuvor“, erklärt Peneder-Architekt Ivo Kux.

Da der Standort in unmittelbarer Nähe der Augsburger Altstadt liegt, ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsanbindungen möglich, wodurch CO2-Emissionen gering gehalten werden. Außerdem ermöglicht die städtische Infrastruktur mit ihren Wohnanlagen, Supermärkten und Bildungseinrichtungen kurze Wege. Damit trägt der Standort zum Klimaschutz bei.

Vorausschauende Planung

Der zur Verfügung stehende Bauplatz wurde möglichst flächeneffizient unter Berücksichtigung zukünftiger Erweiterungsszenarien bebaut.

Damit ist der Weg zur Umsetzung unserer langfristigen Wachstumspläne geebnet“, erklärt Geschäftsführer Michael Grandel.

Energieeffiziente Solararchitektur

Bei der architektonischen Planung wurde die Gebäudeausrichtung und Positionierung der Glasflächen so gewählt, dass der Energiebedarf zum Kühlen und Heizen möglichst niedrig ist. Die großflächige Glasfassade der Eingangshalle ist nach Norden ausgerichtet, um eine Verminderung der Kühllasten im Sommer zu erzielen.

An der Westseite des Gebäudes, an welcher der Sonnenstand tief und der Wärmeeintrag höher ist, wurden die Fensterflächen auf ein notwendiges Maß minimiert, die um Überhitzung der Innenräume zu vermeiden.

Geringer Energieverbrauch im Betrieb

Alle gebäudetechnischen Komponenten von der Leuchte, über die Heizungsventile bis zur Lüftungsanlage werden über die zentrale Gebäudeautomation gesteuert.

„Mit dem integrierten Energiemonitoring, d.h. der kontinuierlichen Messung, Kontrolle und Dokumentation der Energieströme, wird größtmögliche Energieeffizienz erzielt. So werden Produktionsprozesse und Haustechnik laufend optimiert“, erläutert Markus Brychta, Prozess- und Energiemanager bei Peneder Industriebau | Gewerbebau.

Energieeffizienz beim Heizen und Kühlen

Die Gebäudeheizung erfolgt im Bürobereich über eine Fußbodenheizung und im Produktionsbereich über eine Industrieflächenheizung. Die Entscheidung fiel auf diese Niedertemperatursysteme, da der dafür benötigte Energiebedarf mit der Bestandsheizungsanlage gedeckt werden kann. Die Heizung zeichnet sich durch Energieeffizienz aus, da die Übertragungs- und Speicherkapazitäten der gesamten Bodenflächen thermisch genützt werden.

Die Gebäude- und Prozesskühlung erfolgt über einen Kaltwassererzeuger. Dieser besitzt eine Free-Cooling Funktion, eine Kühlmethode, die keinen Energieaufwand im Betrieb verursacht: Bei ausreichend niedrigen Temperaturen im Außenbereich, wie beispielsweise in Sommernächten oder in der Übergangszeit, wird die Kühlenergie direkt von der Außenluft über den Kaltwassererzeuger in das Gebäude übertragen.

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Das Produktionsgebäude wird über vier Lüftungsgeräte mit Frischluft versorgt, deren interne Wärmerückgewinnung bis zu 86 Prozent beträgt. Das bedeutet, es wird weniger Heiz- und Kühlenergie benötigt, um die Räume mit Frischluft zu versorgen. Bevor die Frischluft ins Gebäude gelangt, wird sie über einen Platten-Wärmetauscher geleitet.

Dort wird sie mit der in der Heizperiode warmen Raum-Abluft gekreuzt, wodurch Wärmeenergie aus der Abluft auf die Zuluft übertragen wird. Dies funktioniert auch vice-versa an heißen Tagen, indem die Frischluft durch die kühlere Abluft vorgekühlt wird. Insgesamt werden knapp 32.000 m³/h Frischluft umgewälzt.

Effizientes Lichtmanagement

Der gesamte Betriebsneubau wurde mit tageslichtgesteuerter LED-Beleuchtung ausgestattet, wodurch der Strombedarf für Beleuchtung gering gehalten wird. Je nach Sonneneinstrahlung werden die Leuchten in den Räumen bedarfsgerecht eingestellt. Zusätzlich werden die Jalousien automatisch geregelt, um eine Überwärmung des Gebäudes über Sonneneinstrahlung vorzeitig zu verhindern.

Die Summe all dieser Maßnahmen, die den Ressourcen- und Energieverbrauch der neuen Betriebsstätte gering halten, macht den Neubau der Dr. Grandel GmbH zu einem nachhaltigen und umweltverträglichen Gewerbebau“, fasst Markus Brychta, Prozess- und Energiemanager bei Peneder Industrie- und Gewerbebau, zusammen.