60 bis 80 Prozent der Gebäudekosten entstehen erst nach der Errichtung – bei der Gebäudenutzung. Genau hier gilt es anzusetzen: Der Energieverbrauch des Gebäudebetriebs muss unter Beibehaltung bestmöglicher Produktqualität und Raumbedingungen so gering wie möglich gehalten werden. Ein smartes Werkzeug zur Steigerung der Energieeffizienz in Betrieben ist das Energiemonitoring. Darunter versteht man die Erfassung, Kontrolle und Steuerung der Energieverbräuche und -kosten mit dem Ziel, die Effizienz von Gebäuden und Maschinen zu erhöhen.
Beim Energiemonitoring werden mittels im Gebäude verteilter Messstationen wichtige Livedaten des Objekts bzw. der Anlagen erhoben und diese Informationen automatisch zur Datenverarbeitung weitertransferiert. Die Auswertung erfolgt nach Verbrauchergruppen wie z.B. Büro, Produktion oder Lager. Durch Monitoring des Verbrauchs und der Lastspitzen der wichtigsten Energieträger können Unternehmen in vielerlei Hinsicht profitieren:
- Nachhaltige Senkung der Betriebs- und Wartungskosten
- Kennzahlen zur Produktivitätssteigerung
- Qualitätssicherung durch optimale Produktionsbedingungen
- Leistungsförderndes Raumklima
- Datenbasis für Energieaudits und betriebliches Energiemanagement
- Grundlage für strukturierte Energiebeschaffung
1. Nachhaltige Senkung der Betriebs- und Wartungskosten
Durch Erfassen des Verbrauchs und der Lastspitzen für Gebäudebetrieb und Produktion können Einsparpotenziale sichtbar gemacht werden. In weiterer Folge lassen sich Betriebskostenoptimierungen für das Unternehmen realisieren, z.B. durch:
- Anpassungen im Nutzerverhalten
- Anpassungen im Anlagenbetrieb
- Investitionen in effizienzsteigernde Technologien
Werden beispielsweise hohe Verbräuche bei den im Büro eingesetzten elektronischen Geräten oder im Bereich der Beleuchtung aufgezeigt, so lassen sich durch entsprechende Maßnahmen, wie das Abschalten der Monitore in Pausen bis hin zum Umstieg auf LED-Leuchtmittel, Ersparnisse erzielen.
Auf Basis der Messdaten können zudem die Wartungskosten mittels vorausschauender Instandhaltung reduziert werden. Wird der Wartungszeitpunkt für Maschinen und Anlagen möglichst vor Eintritt eines schadensbedingten Anlagenzustandes bzw. eines Anlagenausfalls eingeplant, so können die Instandhaltungskosten gering gehalten und die Produktivität sowie Fertigungsqualität gesteigert werden.
2. Kennzahlen zur Produktivitätssteigerung
Professionelles Energiemonitoring ermöglicht aufschlussreiche Korrelationsanalysen und liefert dem Management Kennzahlen zur Produktivität des Unternehmens. Dazu wird der Energieverbrauch mit relevanten Bezugsgrößen wie dem Output in Zusammenhang gebracht.
So enthalten Kennzahlen wie der Energieverbrauch pro produzierte Einheit oder pro verarbeitete Tonne wesentliche Informationen, die als Grundlage für Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen dienen.
3. Qualitätssicherung durch optimale Produktionsbedingungen
Unternehmen, die Energiemonitoring anwenden, können ihre spezifischen Produktionsbedingungen durch kontinuierliche Messung mühelos überwachen und regulieren. Eine Alarmmeldung bei Über- oder Unterschreitung von Grenzwerten ermöglicht im Bedarfsfall rasches Eingreifen. Ebenso können eventuelle Mängel an den technischen Systemen umgehend aufgezeigt und beseitigt werden.
4. Leistungsförderndes Raumklima
Das Messen von Raumklimadaten wie Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, CO2– und Schadstoffkonzentration ist eine wesentliche Basis für die Schaffung und Erhaltung eines optimalen Raumklimas. Eine auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmte Umgebung erhöht nicht nur das Mitarbeiterwohlbefinden, sondern wirkt auch leistungssteigernd.
5. Datenbasis für Energieaudits und betriebliches Energiemanagement
Seit Anfang 2015, mit Inkrafttreten des Bundes-Energieeffizienzgesetzes in Österreich, sind Großunternehmen zur vierjährigen Durchführung von externen Energieaudits bzw. alternativ zur Einführung eines zertifizierten Energiemanagementsystems verpflichtet.
Energiemonitoring bildet die optimale technische Grundlage für ein betriebliches Energiemanagement (gemäß EEffG) und erleichtert bzw. beschleunigt die Durchführung von Energieaudits.
6. Grundlage für strukturierte Energiebeschaffung
In Produktionsbetrieben können unerwünschte Lastspitzen auftreten, die hohe Energiekosten nach sich ziehen. „Mittels EMS werden energieintensive Prozesse und Verbraucher identifiziert und im zeitlichen Verlauf Anpassungen vorgenommen, um Lastspitzen zu reduzieren“, erläutert DI Markus Brychta, Energie- und Prozessmanager bei Peneder Industrie- und Gewerbebau.
Zudem ermöglicht EMS, den Energiebedarf in den mit den Lieferanten ausverhandelten Verträgen exakt auf das vorliegende Energieprofil abzustimmen, wodurch sich Kosten einsparen lassen.
Fazit
Die mittels Energiemonitoring erhobenen Daten sind eine essenzielle Informationsbasis, um Maßnahmen für mehr Energieeffizienz und Produktivität zu setzen. Damit leistet Energiemonitoring einen entscheidenden Beitrag zu einer wirtschaftlichen und energieoptimierten Betriebsführung sowie zu einem nachhaltigeren Umgang mit den Umweltressourcen.