Bauen mit Holz

21.10.2022zur Übersicht

Harald Föttinger, Geschäftsführer Peneder Bau | Architektur

Vorzüge und Einsatzgrenzen des Naturmaterials im Industriebau

Holz als Baumaterial ist in den letzten Jahren wieder zunehmend in den Fokus gerückt.

Warum das so ist und welche Vor- und Nachteile damit einhergehen, das haben wir Harald Föttinger, den Geschäftsführer unserer Business Unit Bau | Architektur gefragt.

Peneder kommt historisch gesehen vom klassischen Stahl(hallen)bau. In rund 100 Jahren Firmengeschichte hat sich mittlerweile ein international aufgestelltes Unternehmen mit einem starken Team aus rund 400 Mitarbeitenden und einer Betriebsleistung von etwa 100 Millionen Euro entwickelt. Dieses Wachstum war mit einer deutlichen Erweiterung des Leistungsspektrums verbunden. Das Thema Bau steht dabei neben dem Brandschutz unverändert im Mittelpunkt der Peneder Gruppe. Harald Föttinger, Geschäftsführer Bau | Architektur bei Peneder: „Wir bauen bereits seit mehreren Jahrzehnten neben Hallen und Bogendächern auch komplette Betriebsstätten im Industrie- und Gewerbebau. In diesem Segment sind wir Generalunternehmer und begleiten unsere Kundinnen und Kunden von der Architektur und Generalplanung über die schlüsselfertige Baurealisierung bis hin zum Facility Management.“

Stahl, Beton und Holz

„Der Hallenbau veranschaulicht auf sehr gute Weise die Entwicklung vom reinen Stahlbau über die Betonbauweise bis hin zum Einsatz von Betonstützen mit Holzleimbindern, die heute in verschiedenen Bereichen durchaus gefragt sind“, erläutert Harald Föttinger. Immer öfter geht es am Bau um Nachhaltigkeit und „grüne Themen“. Holz kann da in vielerlei Hinsicht punkten. „Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war Holz bei uns nur im Einsatz, wenn zur Aufstockung eines Gebäudes aus statischen Gründen auf das „Leichtgewicht“ zurückgegriffen wurde. Das hat sich merklich geändert. Aktuell werden gerade im öffentlichen Bereich viele Gebäude, wie etwa Schulen oder Kindergärten, komplett als Holzbau ausgeführt. Wir merken, dass diese Entwicklung nun auch im Industrie- und Gewerbebereich ankommt“, so Föttinger.

Der Neubau für Berthold erstreckt sich über 1125 m² Bürofläche und 1300 m² Hallen für Werkstatt und Lager.

Holz hat seine Stärken …

Holz ist ein nachwachsender und damit nachhaltiger Rohstoff, wenn es am Ende seiner Lebensdauer nicht unkontrolliert verbrannt wird. Zudem braucht das Naturmaterial im Verarbeitungsprozess weniger Energie als Stahl oder Beton. Dazu kommen weitere wichtige Faktoren. Harald Föttinger: „Holz erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad und in der Folge kürzere Bauzeiten vor Ort. Auch das Dämpfungsverhalten sowie die Atmosphäre des Materials im Innenbereich vermögen durchaus zu überzeugen.“ Technisch gesehen ist das geringe Gewicht ein Pluspunkt. Mit Holz lassen sich gerade ältere Gebäude oft auch dann noch aufstocken, wenn man sie aus statischen Gründen in anderen Bauweisen nicht mehr nach oben erweitern könnte. Das wird vor allem aufgrund künftiger Restriktionen bei Umwidmungen und bei der Bodenversiegelung im Hinblick auf die Revitalisierung von Gebäuden und Bauen im Bestand ein wichtiges Thema.

 

… es gibt aber auch Grenzen

Ein limitierender Faktor beim Einsatz von Holz oder auch von Holz-Beton-Verbundbauweisen sind nach wie vor die Baukosten. Selbst unter der Prämisse, dass durch eine erhöhte Vorfertigung und verkürzte Bauzeit auf der Baustelle einiges eingespart werden kann, sind die Gesamtkosten von Holzbauten im Vergleich zu Gebäuden in Massivbauweise um zumindest fünf bis zehn Prozent höher. Mit ein Grund für diese Mehrkosten ist der wesentlich höhere Planungsaufwand. Den nehmen gewisse Kundinnen und Kunden aber gerne in Kauf, denn Holz vermittelt eine ökologische Grundhaltung und unterstreicht damit ein bestimmtes Image. Harald Föttinger: „Wir haben Kunden, die selbst in der Holzbranche tätig sind, eine Affinität dahingehend haben oder den Baustoff einfach besonders ansprechend finden. So auch beim Bauprojekt eines Kunden aus der Umweltbranche, der seinen Zugang zur Nachhaltigkeit auch visuell im neuen Bürogebäude zum Ausdruck bringen wollte.“

 

Holz ist auch im Innenbereich des Entsorgungsbetriebs das zentrale Motto.

Das Tempo-Thema

Der im Vorfeld wesentlich höhere Planungsaufwand eines Holzbaus ist bei einem Unternehmen wie Peneder, das den Firmenslogan „fast forward“ verinnerlicht hat, ein jedenfalls zu berücksichtigendes Thema. Was die gesamte Projektlaufzeit anlangt, ist ein Stahl- und Massivbau meist deutlich schneller. Beim Holzbau vergeht zwischen dem Planungsbeginn und dem Baustart eine weitaus längere Zeitspanne. „Das Holzgebäude muss im Grunde bis zur letzten Schraube fix und fertig geplant sein, bevor der Bau beginnt“, so Harald Föttinger. „Im Massivbau sind Änderungen selbst während der laufenden Bauarbeiten oft noch relativ einfach zu realisieren. Da läuft die Ausführungsplanung parallel noch, während bereits gebaut wird. Im professionellen Holzbau ist das anders, aufgrund der Vorfertigung muss die Werkplanung sehr früh fix und fertig stehen.“

 

Wind und Wetter

Ein wichtiger Aspekt beim Bauen mit Holz ist der Schutz vor Witterungseinflüssen. Durch Schlechtwetter während der Bauphase verursachte Schlieren auf dem Holz – gerade in einem Bürogebäude, in dem es viele sichtbare Oberflächen gibt – führen zu Diskussionen und Unverständnis beim Bauherrn. Entsprechende Schutzmaßnahmen und Abläufe auf der Baustelle sind unbedingt bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Gleiches gilt natürlich auch für den Schutz vor Verschmutzungen durch die nachfolgenden Arbeiten im Innenausbau.

 

 

Im Brandschutz kein Nachteil

Die Brandgefahr war in der Vergangenheit immer wieder ein Argument gegen den Einsatz von Holz als Baumaterial. Heute weiß man es besser. Die Holzbauindustrie hat nachgewiesen, dass Holz – richtig dimensioniert – im Brandfall keinen Nachteil gegenüber Stahl oder Beton hat. Während Stahl unter Last ab einer Temperatur von rund 500 Grad Celsius (ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen) seine Festigkeit verliert, behält Holz relativ lange seine Stabilität. Zwar brennt die oberste Schicht schnell ab, der dabei entstehende Verkohlungseffekt bewirkt aber sozusagen einen Schutzschild für den Kern und die Tragfähigkeit eines Holzträgers bleibt dadurch länger erhalten. Harald Föttinger: „Der Nachteil von Holz im Brandfall ist ein Mythos. Selbst bei Betontragwerken kann es im Brandfall zu Problemen durch das Abplatzen von Beton kommen und der Bewehrungsstahl im Beton beginnt dann seine Festigkeit zu verlieren.“

 

Holz mit Augenmaß

Holz sollte zielgerichtet, anwendungsorientiert und mit Augenmaß zum Einsatz kommen. Harald Föttinger: „Ich habe vor einiger Zeit eine Logistikhalle mit über 15 Meter hohen Holzstützen gesehen. Die sind natürlich entsprechend monströs dimensioniert. Das ist weder stimmig noch sinnvoll und verschwendet zudem Platz.“ Darauf ist unbedingt auch zu achten, gerade wenn die Bauhöhe ein limitierender Faktor ist. Ein tragender Holzleimbinder baut aus statischen und brandschutztechnischen Gründen gleich um einiges höher als ein Stahlträger. „Man sollte immer hinterfragen, welcher Werkstoff für welche Anwendung der richtige ist. Wir haben alles im Programm und beraten entsprechend neutral. Holz hat seine Vorteile, aber auch seine Schwächen und Einsatzgrenzen. Die gilt es genau auszuloten und auf die Wünsche und Anforderungen der Kundin oder des Kunden einzugehen. Gemeinsam findet man die optimale Lösung und wir realisieren sie – unabhängig vom Baustoff.“