Natürliche Baumaterialien wie Holz, Natursteine, Hanf, Ziegel und Kalkputz sind in ihrer Herstellung und Entsorgung umweltschonend, da sie einerseits mit wenig Energieaufwand produziert werden und andererseits recycelbar oder gar kompostierbar sind. Zudem schaffen sie ein gutes Raumklima und emittieren meist weniger Schadstoffe als künstlich-synthetische Materialien.
Natürliche Materialien im Innen- und Außenbereich
Natursteine stehen bei Fassaden und in der Gestaltung von Außenflächen hoch im Kurs. Ein Material, das sowohl an der Gebäudehülle als auch im Innenausbau häufig Verwendung findet, ist wiederum Holz: Es wird eingesetzt bei Fassaden, Außenverkleidungen, Wänden, Tür- und Fensterelementen, Fußböden oder Treppen.
Auch als Dämmmaterial lässt sich Holz in Form von Holzfaserplatten einsetzen. Weitere in der Natur vorkommende Dämmstoffe sind Flachs- und Hanffasern, Schilf, Kork oder Schafwolle. Ebenso ist Recyclingmaterial wie Zellulose aus Altpapier als Dämmstoff verwendbar.
Ein Anwendungsbeispiel aus dem Gewerbebau ist das von Peneder geplante und errichtete Ärztehaus in Geisenhausen (Foto). Hier kamen – vom Ziegelmauerwerk angefangen über die Dachschalen aus Holzfaserplatte, dem Zellulose-gedämmten Dachraum bis hin zum Tondach – verschiedenste natürliche Materialien zum Einsatz.
Natürliche Farben und Lacke
Auch Anstrichstoffe zur Beschichtung und Oberflächenbehandlung können aus natürlichen Materialien hergestellt werden. Beispiele sind Kalkanstriche, Leimfarben, Silikatfarben, Ölfarben, Naturharzöllacke und natürliche Wachse.
Im Innenraum angewandt, wirken sie regulierend auf das Raumklima und belasten die Raumluft nicht mit synthetischen Dämpfen. Der technische Stand der Naturprodukte entspricht jenem synthetischer Produkte auf Erdölbasis.
Zukunftsperspektiven von natürlichen Baumaterialien
Bmst Arch DI Gunther Graupner, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Bauforschung zur Perspektive von natürlichen Produkten:
„Naturbaustoffe sind aktuell meist teurer als andere Materialien. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sich in Zukunft die Lebenszyklusbetrachtung im Baubereich viel stärker durchsetzen wird und es damit zu einer Veränderung bei der Bewertung der Errichtungskosten kommen wird. Sprich ev. höhere Anfangsinvestitionen, wenn sich diese dann über den Lebenszyklus rechnen.“
Einen möglichen Einfluss von Building Information Modeling, kurz BIM, auf die Entwicklung von Naturbaustoffen sieht Graupner ebenfalls: „Ich denke, mit der Weiterentwicklung von BIM werden Berechnungen zu Lebenszykluskosten viel einfacher und damit auch für die finanzierenden Banken darstellbar.“
Auch im gesteigerten Forschungsinteresse der letzten Jahre lässt sich eine gute Zukunft für Naturbaustoffe ableiten, denn mehr und mehr Hersteller beginnen, die gesundheitlichen Aspekte der eingesetzten Materialien zu untersuchen.
„Wenn gesundheitsförderliche Aspekte bei Naturbaustoffen nachgewiesen werden, liefern diese Forschungen weitere Argumente, die für den Kauf dieser Materialien sprechen. Ob allein der Aspekt ‚Nachhaltigkeit in der Produktion und Entsorgung‘ überzeugen wird, ist schwer zu sagen“, fasst Gunther Graupner zusammen.